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Killt der ORF sein musikprotokoll im steirischen herbst?
von Alexander StrauchIch schreibe es den Minderwertigkeitskomplexen von Rundfunkintendanten zu: wie der SWR seine Orchester fusionieren möchte, auch seine Vokalensembles krankschrumpft oder genauso einmal die Donaueschinger Musiktage abstoßen wollte, lässt den jeweiligen Intendanten schlagartig bekannter als seine Killprojekte werden. Ob diese morbide Lust auch die höchsten Gremien des ORF reizt? Zum todessüchtigen Klischee Wiens, wo des Staatssenders Zentrale liegt, würde dies ja passen. Selbst der Intendant der steirischen Provinzstelle wendet sich dagegen. Als Piefke fällt mir dazu an erster Stelle folgendes ein: wenn das Musikproftokoll wirklich nicht überleben sollte, kann man mal wieder den ungeliebten Deutschen die Schuld dafür in die Schuhe schieben. Sind die denn nicht die Vorreiter in Schließ- und Fusionitis sowie der RTL-artigen Verflachung des Programms der öffentlich-rechtlichen deutschsprachigen Sendeanstalten? Es würde der schlechte Beigeschmack sich nicht so schnell abschütteln lassen. Mit dem musikprotokoll feiert sich regelmäßig die im Vergleich zu Deutschland üppig ausgestattete Neue Musikszene Österreichs durchaus selbst und generiert so nebenbei wertvolle inländische Jobs und Umwegrenatabilitäten, wie Österreich sich immer intern erfolgreich selbst fördert. Kreative Kultur ist zudem ein Hauptexportartikel der Alpenrepublik, wie man an den Erfolgen von G.F. Haas, den beiden Langs, Olga Neuwirths, des in Österreich heimisch gewordenen Beat Furrer, der besonders durch Österreich geförderten Südtirolerin Manuela Kerer und vieler anderer ermessen kann. Ohne musikprotokoll wird Österreich also alsbald eine wichtige Musikverkaufsbörse für seine Neue Musik verlieren bzw. im steirischen herbst diese nur noch als Begleitsound für Tanzproduktionen erlebbar sein, dann eher als softe minimal music: eröffnete nicht Phil Glass das neue Opernhaus Linz anstatt eines landeseigenen Komponisten? Man sieht, das Land liebt nicht das Zeitgemäße. Und die Piefkes sind daran schuld: sie liefern die Blaupausen zum Kürzen, damit sie die eigenen geranien- und jodelgeschwängerten Topoi zu “Österreich” modernefrei genießen können….Um solchen gedanklichen groben Unfug entgegen zu wirken wurde eine “rettet das musikprotokoll” Petition ins Leben gerufen. Immerhin ein positiver Import deutscher Vorbilder wie die Radio- und Orchesterretter. Möge dieser Petition mehr Erfolg als diesen beschieden sein. Denn noch ist die österreichische Kulturintelligenz ausgeprägter als die deutsche. A. Strauch, badblog of musick