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Ich bin erschüttert über die Ankündigung der ORF Führung, das musikprotoll im Steirischen Herbst nicht weiter gemeinsam mit dem Steirischen Herbst finanzierten und veranstalten zu wollen.
Es ist sehr leicht, etwas zu zerstören. Mit einem, in diesem Fall absolut unnotwendigen und unbedachten Handstreich, wird der österreichischen Kultur- und im besonderen der Musikszene ein Schlag versetzt, dessen Folgen den OFR Granden wohl entweder nicht bewußt sind, oder es ist ihnen schlicht und einfach egal, wenn Kunst und Kultur eben sterben, vor ihren Augen und mit ihrem aktiven Zutun.
Es muss nicht weiter über die Bedeutung des Musikprotokoll gesprochen werden, alles liegt klar auf der Hand: Seine Geschichte über eine so lange Zeit, ein Festival, das sich mit der Zeit und diese auch selbst verändert hat umbringen, ist schlicht und ergreifend grob fahrläßig und gemeingefährlich.
Die Einsparungssumme, die der ORF dadurch gewinnt, ist überdies dermaßen lächerlich, dass auch darüber keine weiteren Worte verloren werden müssen.
Die Führung des ORF sollte ein paar Dinge bedenken:
1.) Wenn in Zukunft in diesem Land noch etwas musikalisch-künstlerisches von Relevanz produziert werden soll, ist das auf Institutionen angewiesen, die diese Kunstwerke auch zur Diskussion stellen. Diese Investition in die Zukunft kommt dann wieder dem ORF zu Gute. Hier wird die Musik der Zukunft zur Diskussion gestellt, die uns alle etwas angeht.
2.) Wenn der ORF seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommt, kann er nicht dort streichen, wo Kunst und Innovation entstehen und diskutiert werden. Genau dort muss er investieren. Die Summen, die hierbei nöting sind, sind – wie oben angedeutet – lächerlich (z.B. verglichen mit Gehältern, die der ORF großzügig auszuzahlen bereit ist).
3.) Wenn sich Unkultur nicht auf breiter gesellschaftlicher Basis breit machen soll, muss in Initiativen investiert werden, die sich auf kreative Weise der Differenzierung unserer Lebenswelt widmen, die Fragen an diese Lebenswelten stell, diese reflektiert und anders zu gestalten versucht. Scheinbar ist dies der ORF Führung ein Dorn im Auge. Die Schlussfolgerungen daraus sind leicht zu ziehen.
4.) Demokratie ist und bleibt der Schutz der Minderheiten und ist nicht die Diktatur der Massen. Das, was die ORF Führung betreibt ist eine Form der Diktatur – ob es eine der Massen ist oder von anderer Seite gelenkt wird, wäre in Anbetracht der Quoten selbst noch zu diskutieren.
5.) Der ORF lebt in starken Maße von seinen Reputationen, die er sich in den letzten Jahrzehnten auf kulturellem Gebiet erarbeitet hat. Sehr viele der Formate, Initiativen, die diese internationale Reputation begründet haben, wurden schon wegrationalisiert. Die In-Frage-Stellung des musikprotokoll ist ein weiterer Schnitt in dieser Hinsicht. Der ORF wird genau so wenig Reputation genießen wie die Mitbewerber auf privater Basis. Der ORF wird einfach zu einem blöden und faden Medienkonzern. Er ist es z.T. schon geworden, und wie es aussieht, arbeitet die derzeitige Führung hart daran, diese Tendenz zu verstärken und dem ORF alles an gutem Ruf zu entziehen, das er noch (hie und da) genießt.
6.) Dass Zukunft und Kunst untrennbar miteinander verbunden sind, ist hinlänglich bekannt. Sie sind dabei, eine der innovativsten Plattformen des Landes zu zerstören. Das ist gleich zu setzen mit der Zerstörung der Zukunft dieses Landes.
7.) Dieses Festival strahlt auch wesentlich weiter in die internationalen Sphären, als das ein Großteil der Projekte vermag, die der ORF mit Millionen bestens füttert. Und das mit nachgerade lächerlichen Summen, im Vergleich.
8.) Kunst ist wie ein Körper: wird er umgebracht, dann ist er eben tot. Sie haben die Mordwaffe schon in der Hand, und scheinen die Konsequenzen nicht zu bedenken.
Ich rufe die ORF Führung eindringlichst dazu auf, die völlig haltlosen und unbegründeten Einschnitte in die österreichische Kulturlandschaft zu unterlassen. Festivals wie das musikprotokoll sind einzigartig in ihrer Wichtigkeit für dieses Land.